Windmühlen prägen seit Jahrhunderten das Gesicht unserer Dörfer und das Landschaftsbild. Sie spielen zwar im Wirtschaftsleben der Region schon lange keine Rolle mehr, jedoch sind sie in den letzten Jahren wieder vermehrt in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt worden. Für Interessierte bieten gerade Windmühlen einen Blick in frühere Handwerke und den Beginn des Technikalters. Die Nachfrage und Entwicklung im Tourismus zeigt, dass auch in Zeiten einer schnellen technischen Entwicklung das Interesse an kulturhistorisch bedeutsamen Baudenkmalen nicht verloren gegangen ist. Nur durch eine breit angelegte bürgerschaftliche Mitarbeit und Mitverantwortung wird es möglich sein, die Dürkensche Mühle auf dem Hilter Berg der kommenden Generation als Bauzeugnis einer jahrhundertelangen Entwicklung zu übergeben.
So alt die Geschichte der Mühlen ist, so jung ist die Geschichte der Mühlenerhaltung. Während sie in einigen benachbarten Regionen und an einigen international bedeutenden Baudenkmalen bereits mit Beginn des letzten Jahrhunderts einsetzte, ist sie auf dem Hilter Berg mit der Übernahme der Mühle durch den Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V. im Jahre 1964 für jedermann sichtbar und erlebbar.
Immer wieder haben sich in diesen Jahren Frauen und Männer bereit gefunden, sich ideell und finanziell für dieses wunderschöne technische Kulturdenkmal einzusetzen. Ihnen allen gilt unser persönliches und herzliches „Dankeschön“!
Glück zu! („Glück zu“ ist die traditionelle Grußformel der Müller.)
Die „Hilter Mühle“ wurde im Jahr 1818 von Johann-Heinrich Dürken (22.12.1771 – 15.06.1842) auf dem immerhin 34 Meter hohen Hilter Berg neu errichtet. Das vorhandene Bauwerk war von der Zeit gezeichnet, und ihm war der Wind durch Aufforstung genommen worden. Andere Mühlen wurden demontiert und an geeigneter Stelle wieder aufgebaut. Das lohnte sich hier nicht mehr.
Müller Dürken besaß großen Weitblick, wie es sich für einen Müller gehörte, und ließ eine neue Mühle nach den neuesten technischen Gesichtspunkten errichten. Während noch in weiten Teilen Deutschlands Bockwindmühlen errichtet wurden, setzte er auf eine Holländermühle mit zwei Mahlwerken und einem Pellgang. Im November 1818 konnte Müller Dürken mit dem Mühlenbaumeister die erste Umdrehung der Flügel begehen. Die Leistungskraft der Mühle überzeugte nicht nur die Bauern in Hilter. Der Radius der Kornanlieferer wurde deutlich größer. Landwirte aus Tinnen, Emen, Kathen und Lathen ließen sich überzeugen und gehörten ebenfalls zu den Kunden.
Die „Hilter Mühle“ diente unter anderem auch zu Werbezwecken für die Firma Rügenwalder. Dazu wurden die Schindeln, der Drehturm und die Flügel rot angestrichen. Nach Beendigung der Werbeaufnahmen wurden die Schindeln und der Turm erneuert, damit die rote Farbe beseitigt wurde.
Im Sommer 2018 wurde anlässlich der 200-Jahr-Feier ein großes Mühlenfest unter Einbeziehung von regionaler und überregionaler Prominenz sowie von Sponsoren gefeiert. Auch der damalige Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Christian Wulf besuchte die Hilter Mühle.
In der „Hilter Mühle“ kann auch standesamtlich geheiratet werden!
Bei der „Hilter Mühle“ handelt es sich um einen sogenannten Erdholländer mit Steert. Über den Steert wird die Mühle mit den Segelflügeln in den Wind gedreht, um eine optimale Windkraft zu erreichen. Dazu ist am Steert ein großes Rad mit Kette angebracht, um damit den Drehturm, die Mühlenhaube, drehen zu können.
Die Segelflügel heißen so, weil an den „Gittern“ passende Segel angebracht werden können, um die Angriffsfläche für den Wind zu erhöhen.
Die „Hilter Mühle“ hat zwei Mahlgänge, einmal für Schrot und für das etwas feinere Mehl. Der sogenannte Pellgang ist für Gerste und für die Herstellung von Graupen geeignet.
Sie prägen das Bild unserer Landschaften immer mehr – die Windkraftanlagen mit ihren hoch aufragenden Masten und den gewaltigen Rotoren. Die Nutzung der Windenergie gilt als umweltfreundlich und zukunftsweisend. Manchmal findet man die Anlagen dort, wo in früherer Zeit einmal eine Windmühle stand. Was ihnen fehlt, ist jedoch der Charme und der besondere Reiz ihrer Vorgänger.
Die Nutzung der Naturkraft Wind reicht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Wir besinnen uns heute nicht nur verstärkt auf sie, sondern haben auch erkannt, welch einzigartige, erhaltenswerte Zeugnisse der Vergangenheit alte Windmühlen sind. Mühlen haben in den vergangenen Jahrhunderten das Leben der Menschen in einem heute kaum mehr vorstellbaren Maße bestimmt. Lange vor Beginn der industriellen Revolution waren ihr Bau und ihre Nutzung technische Meisterleistungen. Gerade in unseren emsländischen Dörfern und Bauernschaften prägten die Windmühlen in früheren Jahrhunderten das Landschaftsbild.
Wenn es um die „Hilter Mühle“ geht, darf ein Name nicht fehlen: August Löning (*27.01.1889 in Meppen / gest. 12.10.1966 in Lathen) war politisch und kulturgeschichtlich sehr aktiv. So gehörte er im November 1945 zu den Gründungsmitgliedern der CDU im Altkreis Aschendorf-Hümmling und war Mitglied des ersten Kreistages. 1947 wurde er in den Niedersächsischen Landtag gewählt.
Im Jahr 1951 gründete August Löning den Kreisheimatverein Aschendorf-Hümmling. Hier setzte er sich besonders für die Erhaltung und Renovierung von Mühlen ein. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz und das Beschaffen von Spenden und Zuschüssen würden weder die „Hüvener Mühle“ noch die „Hilter Mühle“ noch existieren.
Anlässlich seines 75. Geburtstages erhielt die „Hilter Mühle“ im Jahr 1964 neue Flügel!